Bonus
Ich stehe mit einer Tasse Tee am Fenster und blicke hinaus ins Grüne und auf die Berge. Auf Mallorca ist der Herbst eingezogen. Es ist noch nicht richtig kühl geworden, aber oft weht ein starker Wind, der auch zum Sturm anschwellen kann. Das, der Regen und die Luftfeuchtigkeit machen es draußen ungemütlich.
Doch das stört weder Patrick noch mich, denn im Restaurant und in der Wohnung ist es gemütlich und warm. Vor allem in unserem Wohnzimmer vor dem Kaminfeuer.
Da es im November so gut wie keine Touristen mehr auf der Insel gibt, haben wir weniger zu tun und das genießen wir, denn dadurch haben wir endlich mehr Zeit für uns.
Den Januar über werden wir das Restaurant schließen. Dann fliegen wir eine Woche nach Deutschland zu meiner Familie, zwei Wochen lang geht es nach Madeira, der Insel des ewigen Frühlings, und die restlichen Tage verbringen wir auf der Insel. Patrick will mir ein paar Sehenswürdigkeiten zeigen. Obwohl wir beide unsere Arbeit lieben, können wir kaum erwarten, dass es losgeht.
Vier Wochen nur für uns …
Das wird herrlich werden!
Seit ich im Restaurant Vazquez arbeite, sind wir immer mehr zusammengewachsen. Obwohl wir nicht nur jede Nacht, sondern auch die meiste Zeit des Tages miteinander verbringen, kann ich nicht genug von ihm bekommen.
Es ist so schön zu beobachten, wie Patrick in seiner Arbeit aufgeht. Verhielte er sich mir gegenüber nicht genauso hingebungsvoll, wie er es bei seinen himmlischen Kreationen tut, wenn er ihnen einen extravaganten Schliff verpasst, könnte ich eifersüchtig werden.
Aber sein Blick ist immer liebevoll, wenn er mich betrachtet, und er lässt mich täglich spüren, wie froh er ist, dass uns das Schicksal wieder zusammengeführt hat.
Ja, das Schicksal …
Ich bin so glücklich mit meinem Liebsten und begeistert von seiner Lebensfreude und seiner Großherzigkeit. Für Letzteres wird er übrigens auch von seinen Mitarbeitern geliebt. Ich habe schon einige Male erlebt, dass sie ihm zu einhundert Prozent ergeben sind.
Nach einer etwas holperigen Anfangszeit haben die Kolleginnen und Kollegen mich als die Frau an Patricks Seite akzeptiert, ohne Angst zu haben, dass ich ihm zu später Stunde petze, was im Laufe des Abends geschehen ist. Dabei waren es immer nur Kleinigkeiten wie ein kaputt geschlagenes Glas oder ein verschüttetes Getränk, selbst wenn es auf dem Anzug eines Kunden gelandet ist.
Solche Dinge können passieren. Wir sind alle nur Menschen, die ihr Bestes geben und denen dann doch ein Missgeschick passiert.
Ich seufze und trinke einen Schluck von meinem Tee, während ich auf die Bäume schaue, die vom Wind gepeitscht werden.
Patrick ist unten in der Küche und bereitet mit seinen Leuten die Speisen für heute Abend vor. Meine Arbeitskraft ist erst später gefragt. Dann ziehe ich eins meiner dunklen Kostüme oder einen Hosenanzug an, dazu eine weiße Bluse und schlüpfe in ein paar schicke Schuhe, um unsere Gäste so zu empfangen, wie es sich in einem Sternerestaurant gehört.
Ich liebe meinen Job! Die Gäste zu begrüßen, ihnen das Gefühl zu geben, herzlich willkommen zu sein, und ein wachsames Auge darauf zu haben, dass alles wie am Schnürchen klappt.
Und ich liebe auch das Jonglieren mit den Zahlen. Seit Lola nicht mehr hier ist und sich an der Kasse bedient und ich über die Kalkulation der Speisen, die Preise und die Ausgaben wache, macht das Restaurant einen richtig schönen Gewinn. Dadurch ist es nicht mehr nötig, dass wir die derzeit ungenutzten Räume umbauen und in Hotelzimmer verwandeln.
Wir werden sie später einmal für unsere Kinder brauchen, denke ich voller Vorfreude.
Meine Gedanken schweifen ab zu Melina. Sie und Christian wollen uns in den nächsten Tagen für ein verlängertes Wochenende besuchen kommen. Ich habe meine Freundin in den letzten Monaten nur einmal gesehen, als ich dort war, um meine Sachen in ihrem Keller zu sortieren und zu entscheiden, was ich mir von der Spedition nach Mallorca bringen lasse, was ich ihr überlassen will und was besser in den Müll wandern sollte.
Sie und Christian sind längst ein Paar geworden. Abgesehen davon, dass sie sehr verliebt in ihn ist, genießt sie es, Zeit mit den Zwillingen zu verbringen. Zum Glück versteht sie sich mit seiner Exfrau gut und so gibt es keine unangenehmen Situationen, wenn sie sich begegnen.
Und als Abteilungsleiterin eines großen Konzerns ist sie ja standesgemäß, spotte ich in Gedanken, denn ich erinnere mich daran, wie er mich damals bezüglich meines fehlenden Ehrgeizes in die Mangel genommen hatte.
„Du bist ja völlig in Gedankten versunken, Liebes“, höre ich plötzlich Patricks Stimme, während er von hinten seine Arme um mich legt.
Erschrocken zucke ich zusammen. Doch dann lächle ich. Zwischen uns hat sich nichts geändert. Wenn ich ihn sehe oder – in diesem Fall – spüre, geht mein Herz auf.
„Ich habe an den Besuch von Melina und Christian gedacht. Hoffentlich sind sie nicht enttäuscht, weil das Wetter nicht besonders schön ist. Sie wollten ja im Tramuntanagebirge wandern.“
„Das wird sich bis nächste Woche ändern. Den zweiten Frühling nennt man das auf Mallorca.“
„Bist du sicher?“, frage ich ungläubig.
„Ganz sicher. Wo sollen wir sie wohnen lassen?“
„Ich dachte, in meinem Apartment. Dann haben sie gleich noch eine Küche und können sich das Frühstück und einen Snack machen. Abends wollen sie sicher im Restaurant speisen.“
„Dann wirst du also jede Nacht in meinem Bett liegen?“, raunt er mir ins Ohr.
„Dort liege ich doch sowieso immer.“
„Aber solange du das Apartment bewohnst, müsstest du nicht.“
„Ich komme freiwillig zu dir“, flüstere ich.
„Warum nur?“
„Vielleicht … weil du unter der Decke liegst?“
„Vielleicht?“
Ich tue, als müsste ich über eine Antwort nachdenken.
„Ganz sicher ist das der Grund“, gurre ich und schmiege mich noch ein wenig enger an ihn. „Ich weiß doch, dass du auf mich wartest.“
„Tue ich das?“, neckt er mich.
„Ja, das tust du!“, behaupte ich.
„Womöglich hast du recht.“
„Womöglich?“
„Nein, ganz sicher.“
Er packt mich in der Taille und dreht mich zu sich um. Seine Augen strahlen, als er mich ansieht, und seine Grübchen … Ich kann nicht anders, als ihn zu küssen.
Nach einer Weile löse ich mich von ihm, um meine Tasse abzustellen.
„Was ich dich schon die ganze Zeit fragen wollte, Liebste … Was hältst du davon, so ganz und gar bei mir einzuziehen? Also mit deinen Kleidern und allem, was dir gehört.“
„Um aus dem Apartment eines für Gäste zu machen?“, frage ich ihn mit klopfendem Herzen.
„Nein, um dich mit Haut und Haaren bei mir zu haben“, erwidert er lächelnd.
„Das halte ich für eine wunderbare Einladung.“
„Die du annimmst?“
„Wie könnte ich dazu Nein sagen?“
Mit einem zufriedenen Lächeln nimmt er mich in seine Arme und küsst mich.
„Wie komme ich eigentlich zu der Ehre deines Besuches?“, frage ich, als er mich wieder loslässt. „Musst du nicht in der Küche stehen?“
„Eigentlich ja.“
„Eigentlich?“, hake ich nach.
„Ich hatte gerade Besuch.“
„Du wirst mir sicher verraten, wer es war“, sage ich, während ein unangenehmes Gefühl in mir hochsteigt.
„Und du wirst nicht sonderlich erfreut darüber sein.“
„Lola!“, tippe ich spontan.
Das würde mein Unbehagen erklären.
„Woher weißt du das? Hast du sie gesehen?“
„Nein. Das war weibliche Intuition. Und … ähm … Was wollte sie von dir?“
„Sie hat mir Geld gebracht.“
„Ach ja? Wie viel denn?“, will die Geschäftsfrau in mir wissen.
„Fünfzig Euro.“
„Fünfzig? Habe ich mich verhört?“
„Nein. Sie hat nicht mehr, denn sie ist arbeitslos.“
„Wenn sie dir jeden Monat fünfzig Euro gibt, zahlt sie ein Leben lang ihre Schulden ab.“
„Sobald sie einen Job hat, wird es sicher mehr werden.“
„Wie geht es ihrem Sohn?“
„Er hat die Operation gut überstanden und scheint geheilt zu sein.“
„Ein Glück! Wenigstens das.“
„Sie war noch aus einem anderen Grund bei mir.“
„Aus welchem?“, frage ich alarmiert.
„Sie hat gefragt, ob sie wieder bei mir arbeiten kann.“
Entgeistert starre ich ihn an.
„Nicht dein Ernst!“
„Doch.“
„Du … ähm … bist weich geworden?“, traue ich mich kaum, es auszusprechen.
Das wäre diesem Mann mit dem großen Herzen nämlich zuzutrauen.
„Wo denkst du hin? Ich hole mir doch keine liebeskranke Diebin ins Haus.“
Ich atme auf.
„Ihre Stelle ist doch sowieso durch die beste Restaurantchefin besetzt, die ich mir nur vorstellen kann“, fügt er zärtlich hinzu.
Ich bedanke mich mit einem Kuss bei ihm.
„Sie hat mich angefleht, sie als Küchenhilfe einzustellen.“
„Als Küchenhilfe?“, frage ich geschockt. „Das kann ich gar nicht glauben.“
„Kannst du aber.“
„Hat sie denn keinen Stolz?“
„Daran liegt es nicht. Sie hat kein Geld. Denk mal bitte daran, dass wir November haben und sie bis Ostern nirgends eine Chance auf einen Job hat.“
„Das stimmt allerdings“, sage ich nachdenklich.
Nun tut mir die Frau, die für sehr viel Kummer bei mir und meinem Liebsten gesorgt und uns beinahe auseinandergebracht hat, doch leid.
„Willst du sie als Küchenhilfe nehmen?“
„Auf keinen Fall.“
„Können wir ihr irgendwie anderweitig helfen?“
„Das können wir nicht und es ist auch nicht unsere Aufgabe.“
Seine Stimme klingt plötzlich ungewohnt hart.
„Ja, du hast recht. Ihre Probleme hat sie sich selbst eingebrockt. Auch wenn sie nichts für ihre Gefühle zu dir konnte.“
„Denk bitte daran, was sie uns antun wollte.“
„Das ging mir gerade schon durch den Kopf. Aber wir sind vom Schicksal so verwöhnt worden, dass es mir schwerfällt, sie zu verurteilen.“
„Immerhin hatte sie die Möglichkeit, mich zu bestehlen, und dadurch ist ihr Sohn wieder gesund.“
„Das stimmt. Wieso geht sie nicht aufs Festland? Dort kann sie doch viel günstiger leben als hier und eine Arbeit findet sie garantiert in einer der größeren Städte auch. Vielleicht sogar eine als Restaurantchefin.“
Er wirft mir einen undefinierbaren Blick zu.
„Ich habe keine Ahnung. Fast war ich geneigt, ihr die Schulden zu erlassen.“
„Das würdest du tun?“, frage ich fassungslos, da ich mich an die Höhe der Summe erinnere.
„Für ihren Sohn würde ich das tun. Sie wird ihn sicher nicht wieder zu ihrer Mutter abschieben.“
„Leisten könntest du es dir. Jetzt, da sie nicht mehr hier ist, verdienst du mehr als genug.“
„Ich soll ihr also etwas schenken, das sie mir genommen hat, weil sie mir jetzt nicht noch mehr nehmen kann?“
Seine Stimme klingt sarkastisch, als er das sagt.
„Als eine Art Abfindung?“, fügt er hinzu.
„So könnte man es sehen.“
„Ich werde darüber nachdenken, obwohl ihr das im Moment auch nicht weiterhelfen würde.“
„Willst du ihr etwa noch Geld dazugeben?“
„Ich mag ja ein gutmütiger Mensch sein, aber ich bin kein Trottel“, sagt er entrüstet. „Ich könnte ihr jedoch ein Empfehlungsschreiben in Aussicht stellen, sofern sie die Insel verlässt. Fleißig und zuverlässig war sie ja immer.“
„Das ist eine hervorragende Idee!“, antworte ich.
„Aber jetzt lass uns das Thema beenden. Ich kann mich noch eine Stunde von meiner Arbeit loseisen.“
„Und ich muss erst in einer Stunde mit meiner Arbeit beginnen“, sage ich lächelnd.
„Da wüsste ich doch etwas sehr Schönes, das wir jetzt tun könnten.“
„Ach ja? Verrätst du es mir?“
„Nein.“
„Willst du ein Ratespiel daraus machen?“
„Ich will es dir zeigen, Liebste.“
Er zieht mich fest an sich und kommt mit seinen Lippen ganz nahe.
„Habe ich dir eigentlich schon gesagt, wie sehr ich dich liebe?“
Ich schüttle den Kopf.
„Heute noch nicht.“
„Dann habe ich dich ja sträflich vernachlässigt.“
„Ja, das hast du“, flüstere ich an seinem Mund. „Ich liebe dich auch, Patrick-Vidal. Aber wolltest du mir nicht etwas beweisen?“
„Du bist mir ja eine schöne Romantikerin“, tadelt er mich liebevoll.
„Ja, das bin ich“, bestätige ich lächelnd, als hätte ich den Spott in seiner Stimme nicht wahrgenommen.
„Dann komm!“, fordert er mich auf, nimmt mich an die Hand, zieht mich ins Schlafzimmer und ich folge ihm.
Bereit für ihn.
Bereit für die Liebe meines Lebens.
Ende …
Liebe Leserin, lieber Leser,
Band 11 ist leider auch endgültig zu Ende. Aber in Band 12 geht nicht nur die Geschichte von Zara & Javier weiter. Stella hast du ja schon kennengelernt. Sei gespannt, was ihr auf der Insel alles geschehen und wer ihr begegnen wird.
Inzwischen gibt es 14 Bände und wenn Nr. 15 erscheint, informiere ich dich sehr gerne am Veröffentlichungs-Vormittag. Schreibe mir bitte:
per Mail
oder bei Facebook unter https://www.facebook.com/profile.php?id=100010489170138
Ich hoffe, die Geschichte hat dir gefallen. Falls du Lust hast, wäre es toll, eine Rezension (mit 2-3 Sätzen) von dir zu bekommen. Ich verlose regelmäßig eine Printausgabe nach Wunsch oder eine Überraschung aus Mallorca unter meinen Rezensentinnen.
Und nun sende ich dir liebe Grüße mit einem Sonnenstrahl aus Mallorca, danke dir, dass du „unser“ Buch gelesen hast, wünsche ich dir eine gute Zeit und bis bald,
deine Cleo
Liste aller Bücher
Von Cleo Lavalle sind erschienen:
Winterküsse auf Mallorca (Band 1)
Sehnsucht nach Mallorca (Spin Off/Band 2)
Sonnenküsse auf Mallorca (Band 3)
Liebesküsse auf Mallorca (Band 4)
Sehnsuchtsküsse auf Mallorca (Band 5)
Meeresküsse auf Mallorca (Band 6)
Strandbarküsse auf Mallorca (Band 7)
Sternenküsse auf Mallorca (Band 8)
Frühlingsküsse auf Mallorca (Band 9)
Herzensküsse auf Mallorca (Band 10)
Schicksalsküsse auf Mallorca (Band 11)
Mondscheinküsse auf Mallorca (Band 12)
Champagnerküsse auf Mallorca (Band 13)
Bodyguardküsse auf Mallorca (Band 14)
Gänsehautküsse auf Mallorca (Band 15, erscheint im Herbst 2025)
Weitere Bände folgen!!!
Aller guten Männer sind 3
2 Männer sind auch keine Lösung
1 Mann macht noch keine Liebe (Mallorca-Roman)
Küss mich, wenn es Liebe ist (Mallorca-Roman)
5 Single Millionäre & ICH
4 Single Millionäre & ICH
3 Single Millionäre & ICH
2 Single Millionäre & ICH
Als der Prinz aus dem Märchen fiel
Engel im Spitzenhöschen
Das hält keine 3 Wochen
Als Cleo Lavalle und Ann Wilde veröffentlicht die Autorin freche Romane mit spritzigen Dialogen und sehr prickelnden Szenen:
Only for 3 Days
Only for 5 Days
Only for 3 Nights
Als Charlotte Love veröffentlicht die Autorin romantische Historicals:
Violet und der Duke: Verbotene Küsse
Ein Lord für Penelope: Heimliche Küsse
Zwei Lords für die Lady: Sehnsuchtsvolle Küsse
Ein Lord für eine Nacht: Geraubte Küsse
Der Duke und die widerspenstige Lady: Theater der Liebe
Der Lord und die Schwindlerin Theater der Liebe
Dark Lords of London: Teuflisches Spiel (Band 1)
Dark Lords of London: Skrupelloses Spiel (Band 2)
Dark Lords of London: Betörendes Spiel (Band 3)
Tag für Tag durchs ganze Jahr mit Charlotte Love: Kalender-/Geschenkbuch
Als Anabelle Wildbuch veröffentlicht die Autorin Liebesromane mit sehr prickelnden Szenen
Bad Boss Love
Bad Boss Secret
Bad Boss Dating
Bad Boss Games
Bad Xmas Games (Fortsetzung von Bad Boss Games)
Bad Boss Xmas
Dark Lovers of Chicago – Böses Spiel Dark Romance
Dark Lovers of Chicago – Tödliches Spiel Dark Romance
Dark Lovers of Chicago – Gefährliches Spiel Dark Romance
Wer sagt denn, dass es Sünde ist? (Band 1)
Wer sagt denn, dass es Liebe ist? (Band 2)
Wer sagt denn, dass es Schicksal ist? (Band 3)
Als Ann Wilde veröffentlicht die Autorin Liebesromane mit sehr prickelnden Szenen:
Dark Play
Dark Romance: Channing
Dark Romance: Rivalen
Neueste Kommentare