Bonus
„Lea, du darfst nicht blinzeln!“
Die Stimme des Regisseurs klingt einen Tick genervt. Das liegt sicher daran, dass er sich nicht vorstellen kann, wie es sich anfühlt, wenn man halb nackt im kalten Wasser liegt, vor Kälte bibbert, und dennoch keine Regung zeigen darf, weil man eine Leiche spielt.
„Ich gebe mir Mühe“, rufe ich mit zittriger Stimme und presse die Augen fest zu.
„Gebt ihr erst etwas Heißes zu trinken!“, höre ich die Stimme seiner Assistentin.
Wenigstens eine, die Mitleid mit mir hat.
Ich öffne die Augen, stütze mich auf die Ellenbogen, nehme mit einem dankbaren Lächeln den dampfenden Tee entgegen und trinke ein paar kleine Schlucke. Sofort breitet sich Wärme in mir aus. Wenn auch nur im Oberkörper.
Aus den Augenwinkeln nehme ich den ungeduldigen Blick des Regisseurs wahr. Sofort gebe ich die Tasse zurück und lasse mich widerwillig zurück in das kalte Wasser sinken.
Bitte lass uns diese letzte Einstellung schnell hinter uns bringen!, bete ich.
Ich versuche, mich zu entspannen, obwohl ich weiß, dass ich noch eine Weile ausharren muss.
Es ist wirklich nur eine winzige Einstellung. Aber sie muss stimmen und wir halten uns schon viel zu lange daran auf. Wenn ich meine Rolle jetzt nicht im Griff habe, bin ich beim Regisseur unten durch und das kann ich mir nicht leisten. Ich bin scharf darauf, dass er mich erneut engagiert, und nächstes Mal für eine größere Rolle.
Ich höre die üblichen Befehle.
„Ton ab!“, kommt vom Regisseur.
„Klappe!“, ruft seine Assistentin.
„Immer Ärger mit Helene, Szene 15.1, Take 3“, sagt mit lauter Stimme der zuständige Kollege.
Ich weiß, dass der Kameramann jetzt erst startet, um nicht unnütz Filmmaterial zu verbrauchen.
„Klappe!“, bestätigt er.
Erst jetzt wird die Klappe geschlagen und mir ist schon wieder eiskalt.
„Set!“ ruft der Kameramann.
„Bitte!“, kommt im Befehlston vom Regisseur.
Ich halte still, auch meine Augenlider, atme ganz flach, bekomme mit, dass die Kamera nah auf mich zufährt und bete, dass ich diese Regungslosigkeit bis zum Schluss durchhalten kann.
„Schlussklappe!“, kommt endlich das erlösende Wort.
Einen Moment später werde ich von zwei Händen hochgezogen und in einen Bademantel gehüllt. Jetzt endlich muss ich mich nicht mehr zusammenreißen, sondern kann bibbern und zittern.
„Gut gemacht“, lobt mich die Assistentin.
Vom Regisseur ist nur ein zustimmendes Brummen zu vernehmen.
„Wir sind fertig mit dir. Du kannst gehen. Danke“, quält er sich von den Lippen.
Dann wendet er sich der Darstellerin der Helene und den anderen Schauspielern für die nächste Szene zu.
Die Produktion läuft weiter, aber nicht meine Rolle. Sie hat damit geendet, dass ich als aufgeschlitzte Wasserleiche an Land gespült wurde.
Ironie des Schicksals?
Schnellen Schrittes gehe ich rüber zu dem Container, der uns als Garderobe dient. Zum Glück gibt es eine Dusche. Auf die Gefahr hin, dass die anderen auf mich sauer sein könnten, weil ich das ganze warme Wasser aufbrauche, bleibe ich einige Minuten unter dem heißen Strahl stehen, um den Dreck aus meinen Haaren und die dicke Schminke, die mich zu einer blassen Wasserleiche gemacht hat, loszuwerden.
Dann rubble ich mich kräftig mit dem Handtuch ab und spüre, wie meine Lebensgeister zurückkehren.
Ich sehe auf die Uhr.
Schon so spät!
Meine Hände flattern vor Aufregung, als ich mir mit mehreren Wattebäuschen die Schminkreste vom Gesicht wische. Es kann nicht mehr lange dauern, bis es an der Tür klopft und mein Liebster vor mir steht, um mich vom Set abzuholen.
Mein Herz schlägt schneller bei dem Gedanken daran, dass ich endlich in seine Arme sinken kann. Es ist das erste Mal, dass wir so lange voneinander getrennt sind. Fünf Wochen, zwei Tage und elf Stunden sind vergangen, seit ich ihn zum Flughafen gebracht habe. Um die Dreharbeiten für seinen neuen Film zu überwachen, hat er nach Mailand fliegen müssen. Einen Tag später begann auch für mich der Dreh.
In dieser ewig langen Trennungszeit sind uns lediglich Telefonate mit vielen sehnsuchtsvollen Seufzern auf beiden Seiten geblieben.
Aber damit wird in wenigen Minuten Schluss sein!
Ich habe endlich alles aus meinem Gesicht und von meinem Körper entfernt, was dort nicht hingehört, und kann mich eincremen. Dann trockne ich meine Haare, tusche die Wimpern und lege Lipgloss auf.
Zufrieden betrachte ich mich im Spiegel. Ich will schön aussehen, wenn Chris mich zum ersten Mal wieder dreidimensional sieht.
Da kommt mir plötzlich Alexander in den Sinn.
„Siehst du, Lea. Hättest du brav gemacht, was dein Vater von dir wollte, wärst du jetzt nicht hier. Rebellion gegen enge Grenzen wird belohnt“, sage ich leise.
Ich habe nie mehr etwas von Herrn Von und Zu gehört. Aber vor ein paar Tagen ist bei den neuesten Nachrichten im Internet ein Artikel über ihn aufgeploppt. Er hat sich verlobt. Mit einer Frau Von und Zu, die ebenfalls Anwältin und in der obersten Gesellschaft angesiedelt ist. Das ist mehr als standesgemäß und sicher von seiner Mutter arrangiert.
Er hat also wieder das, was ihm immer am wichtigsten war: eine Frau zum Vorzeigen. Allerdings mit dem wesentlichen Unterschied, dass sie kein berufliches Verfallsdatum hat.
Ob er mit ihr glücklicher ist als mit mir? Auf dem Foto lächelte er ein wenig gequält.
Meine Gedanken wandern zu meinem Vater. Er hat alles verloren, was er jemals besessen hat. Am Ende musste er sogar einen Offenbarungseid leisten.
Ich habe ihm von meinem Ersparten den Aufenthalt in einer Klinik bezahlt, damit er seine Spielsucht überwindet. Dort hat er sich in eine Ärztin verliebt, mit der er jetzt zusammenlebt. Ab und zu schreiben wir uns. Es scheint ihm gut zu gehen als Hausmann.
Während ich meine Schminksachen in die Tasche werfe, wende ich meine Gedanken wieder dem Mann zu, dessen Ankunft ich kaum erwarten kann.
Als ich in meine Schuhe schlüpfe und mich vom Stuhl erhebe, höre ich von draußen seine Stimme.
„Ist Lea da drinnen?“, fragt er jemanden.
„Ja! Hier bin ich!“, rufe ich und reiße die Tür auf. Mein Herz klopft wild. Für einen Moment bleibe ich stehen und nehme das Bild in mir auf, wie er vor mir steht und mich mit strahlenden Augen ansieht, als wäre ich das Schönste, was er je gesehen hat.
Oh, mein Gott! Wie sehr liebe ich diesen Mann! Und wie sehr habe ich ihn vermisst.
Er breitet die Arme aus und grinst mich spöttisch an. „Na, komm schon, kleine Wasserratte.“
Mit zwei Schritten bin ich bei ihm und dann liege ich an seiner Brust, umschlinge ihn fest, als müsste ich mich davon überzeugen, dass er wirklich hier ist, und küsse ihn.
Es ist mir egal, dass Kollegen uns beobachten und jemand anerkennend pfeift.
Endlich kann ich Chris berühren, kann spüren, dass auch sein Herz heftig klopft, kann seine Lippen auf meinen fühlen und seine Zunge, die meinen Mund in Besitz nimmt.
Das alles ist mir so vertraut, als wäre er niemals weg gewesen. Und gleichzeitig spüre ich ein sehnsuchtsvolles Verlangen in mir, das sich vor allem auf meinen Unterleib konzentriert. Am liebsten hätte ich ihn in die winzige Duschkabine gezerrt und mit ihm unser Wiedersehen mit allem Drum und Dran gefeiert.
Das ist natürlich undenkbar. Also löse ich mich von ihm und sehe ihm tief in die Augen.
„Ach, Liebster“, seufze ich glücklich. „Du hast mir so unglaublich gefehlt.“
„Lass uns gehen, Liebes“, lächelt er und legt seinen Arm um meine Schulter.
***
Vom Liebesspiel erschöpft, kuschle ich mich an ihn und lege den Kopf auf seine Brust. Obwohl er mir ausgiebig das Gegenteil bewiesen hat, kann ich noch immer nicht glauben, dass er tatsächlich bei mir ist.
„Zwick mich!“, fordere ich ihn auf.
„Da weiß ich etwas Besseres“, meint er und streichelt über meine Haut.
„Bitte gönn mir eine Pause!“, flehe ich ihn spielerisch an. „Die Wasserleiche hat Hunger.“
„Willst du hier im Zimmer essen oder lieber raus in ein Lokal?“, lacht er.
„Hier!“, entscheide ich. „Ich will dich für mich alleine haben.“
Wenn wir in der Öffentlichkeit auftauchen, besteht die Gefahr, dass ich von den Leuten erkannt werde. Dann ist es aus mit der Intimsphäre.
„Worauf hast du Lust?“, fragt er und hält mir die Menükarte hin.
„Ist mir egal. Bestell du, was du magst. Hauptsache, es geht schnell.“
Während wir auf das Essen warten, erzählen wir uns die Erlebnisse des Tages. Chris ist seit vier Tagen aus Italien zurück. Weil er schon wieder dringende Besprechungen wegen eines neuen Filmprojektes hatte, war es ihm nicht möglich, sofort zu mir zu kommen.
„Unser Timing wird nicht immer so gut klappen“, warnt er mich.
„Bezeichnest du es tatsächlich als gut, dass du mich vier ewig lange Tage hast warten lassen?“, schimpfe ich liebevoll und zwicke ihn ins Ohrläppchen.
Sein Blick wird nachdenklich.
„Ich befürchte, dass ich für den nächsten Film monatelang verschwinden muss. Das wird ein ganz großes Ding!“
„Nein!“, schreie ich entsetzt auf. „Das kann nicht dein Ernst sein!“
„Es sei denn …“, beginnt er und sieht mich bedeutungsvoll an.
Oh nein!
Wenn es das ist, was ich denke, kann er es vergessen. Weil ich mir jedoch nicht sicher bin, schweige ich.
„Ich finde, dass du reif für eine größere Rolle bist“, spricht er aus, was ich befürchtet habe.
Ich schüttle den Kopf.
Er ignoriert es und redet weiter.
„Keine Angst. Es handelt sich nicht um die Hauptrolle. Dafür fehlt dir noch die Erfahrung. Aber ich hätte eine wichtige Nebenrolle zu besetzen und dafür wärst du genau die Richtige.“
„Ich werde nicht als dein Protegé am Filmset auftreten“, widerspreche ich.
Er hat doch gesehen, dass ich es auch ohne ihn geschafft habe, Rollen zu bekommen. Bisher durfte ich zwar nur kleine unbedeutende Charaktere darstellen, aber das kann sich ganz schnell ändern.
„Pass auf“, übergeht er meinen Einwand. „Es handelt sich um die verbotene Liebe zwischen zwei Frauen. Alejandra und Nanette. Alejandra entstammt einer einflussreichen Familie, Nanette ist eine einfache Hausangestellte. Die Geschichte spielt in den 1950ern in Argentinien, als dieses Land noch eines der reichsten der Erde war.“
Ich komme um eine Antwort herum, weil es an der Hotelzimmertür klopft.
Kurz darauf haben wir zwei Teller mit Spaghetti Bolognese vor uns stehen.
Während ich mich bemühe, nicht zu sehr zu schlingen, spricht er weiter.
„Du kannst natürlich auch das Angebot für die kleine Rolle in der Soap annehmen. Aber bedenke bitte, dass du dann auf lange Zeit an Köln gefesselt bist, während ich mich in Argentinien aufhalte.“
Mir wird ganz kalt ums Herz, als ich seine Worte höre.
„Ach, Chris …“, antworte ich kläglich. „Willst du wirklich, dass sie über uns tuscheln? Sie werden dir unterstellen, dass du mir die Rolle nur gegeben hast, weil ich deine Freundin bin. Was ja auch stimmt! Was meinst du, wie hämisch sie reagieren werden, wenn ich Fehler mache. Sie werden jede deiner Regungen beobachten, um zu sehen, ob du mich anders behandelst als den Rest der Leute.“
Sein Blick wird ärgerlich.
„Und glaubst du, ich würde mir von irgendjemandem vorschreiben lassen, was ich zu tun und zu lassen habe? Was interessiert uns, ob wir argwöhnisch beäugt werden? Leute finden immer Gründe, um dieses oder jenes zu tun. Selbst wenn du dich noch so korrekt verhältst, wirst du auf den Kieker genommen, wenn den lieben Kollegen irgendetwas nicht in den Kram passt. Willst du dich tatsächlich von deiner Angst bestimmen lassen?“
Ich schiebe den Teller zur Seite. Mir ist der Appetit vergangen. Natürlich hat er recht. Eine Rolle in der Soap ist nicht das, was ich wirklich will. Aber ich brauche einen Job und dieser ist mir von meiner Agentin angeboten worden. Also werde ich ihn annehmen.
Wenn ich allerdings daran denke, wie lange wir uns dadurch nicht sehen können, dreht sich mir der Magen um.
„Verdammt! Warum muss das Leben so schwierig sein?“, fauche ich.
„Muss es doch gar nicht. Du bist diejenige, die es sich schwer macht. Meinst du etwa, ich würde dir die Rolle anbieten, wenn ich nicht an dich glauben würde? Bei aller Liebe zu dir … Ich habe einen Ruf zu verlieren.“
Das stimmt auch wieder.
Doch so schnell kann ich mich nicht geschlagen geben. So eine Abhängigkeit wie die von meinem Vater oder wie das, was mir mit Alexander geblüht hätte, will ich nicht noch einmal erleben.
Deshalb zucke ich nur mit den Schultern, obwohl ich vor Neugierde über die Rolle, die ich spielen soll, fast platze.
„Ich will nicht, dass du in einer belanglosen Soap verbraten wirst und danach nichts Vernünftiges mehr angeboten bekommst. Du brauchst neue Herausforderungen! Musst deine Grenzen durchbrechen. Du willst doch eine richtige Schauspielerin werden, oder?“
„Natürlich will ich das! Aber nicht auf diesem Weg.“
„Ich verstehe dich und doch habe ich keine Ahnung davon, was du eigentlich willst! Chancen muss man ergreifen, sobald sie einem geboten werden.“
Seine Verstimmung ist ihm deutlich anzumerken, als er sich erhebt.
Und wenn schon!
Er dreht mir den Rücken zu und schlüpft in seine Hose.
„Was hast du vor?“, frage ich, bemüht, meiner Stimme einen ruhigen Klang zu geben.
Es gelingt mir nicht wirklich.
Ohne ein Wort zu sagen, geht er zu seinem Trolley, zieht den Reißverschluss auf, holt etwas heraus, das nach einem Drehbuch aussieht, und wirft es auf das Bett.
„Ich muss telefonieren. Lies das. Du würdest die Rolle der Nanette spielen.“
***
Er sitzt noch immer hinter der verschlossenen Tür des kleinen Wohnraums unserer Hotelsuite, als ich das Drehbuch schon längst überflogen habe.
Ich seufze.
Das wird ein richtig guter Film werden mit Tiefgang und heftigen Emotionen. Die Rolle der Nanette ist gar nicht so klein, wie er vorhin getan hat. Sie wäre eine riesige Herausforderung für mich.
Mir wird ganz heiß bei dem Gedanken, dass ich so etwas Anspruchsvolles spielen dürfte. Sollte ich dadurch nicht endlich mal alles geben und zeigen, was in mir steckt?
Andere Schauspielerinnen würden morden, um die Rolle zu bekommen …
Zweifel schießen in mir hoch, drücken mir die Kehle zu.
Und wenn ich es gar nicht kann?
Ich stelle mir vor, dass der Regisseur mich vor allen Leuten herunterputzt, weil ich die Emotionen nicht so transportieren kann, wie er es sich vorgestellt hat. Chris würde das beobachten und sich fragen, wie er jemals auf die Idee kommen konnte, dass ich die Richtige sei.
Wie peinlich das wäre!
Ich stöhne gequält auf.
Was sollte unter diesen Umständen aus unserer Beziehung werden? Würde sie kaputtgehen, wenn er merkte, dass er mit einer Niete zusammen ist?
Ich erhebe mich vom Bett und gehe ins Badezimmer. Dort stelle ich mich vor den Spiegel, stütze mich auf dem Waschbecken auf und zwinge mich, mir tief in die Augen zu sehen.
Ist es das, wovor du Angst hast, Leandra? Zu versagen? Dich zu blamieren? Dich dafür zu Tode zu schämen?
Gefühle aus meiner Kindheit und Jugend steigen in mir hoch. Ich erinnere mich an die Sätze, die mein Vater mir immer wieder eingehämmert hat. An seine großen Anforderungen an mich. An seine Strenge. Die Zweifel an meinen Fähigkeiten, die ihn dazu brachten, mich mit einem reichen Mann verheiraten zu wollen.
Wie ein Film läuft die Anfangszeit meiner Modelkarriere vor meinem inneren Auge ab. Als mir das Vertrauen in mein Aussehen und meine Fähigkeiten fehlte. Ich war deshalb ganz knapp davor gewesen, aufzugeben.
Und trotzdem hast du es geschafft!
Aber ich kam nicht so weit, wie ich es wollte. Vielleicht war es ja nicht mein Weg, in die oberste Modelriege aufzusteigen? Weil es etwas Bedeutsameres für mich gibt?
Ich sehe mir weiter in die Augen und gestehe mir ein, dass es meine Versagensängste sind, die mich davon abhalten, mit Chris zusammenzuarbeiten.
Wie komme ich aus dieser Sache heil heraus? Was würde ich ihm vorlügen müssen, damit er mich in Ruhe ließe mit seinen blöden Herausforderungen?
Meine Wangen werden heiß.
Und wenn er eine andere kennenlernt, sobald wir so lange getrennt sind?
Ich fühle mich gefangen zwischen zwei Möglichkeiten, die ich beide nicht will.
In dem Moment öffnet sich die Tür und Chris tritt hinter mich. Unsere Blicke begegneten sich im Spiegel.
„Was quält dich, Liebes?“, fragt er leise und kommt ein Stück näher. „Sag es mir.“
Ich presse die Lippen fest aufeinander, als hätte ich Angst davor, etwas auszuplaudern, das mir später peinlich sein könnte.
Da legt er seine Arme um mich und hält mich fest, ohne ein Wort zu sagen. Seinen Blick hat er noch immer auf mich gerichtet.
Ich sehe weg.
Da packt er mein Kinn, hebt meinen Kopf an und zwingt mich, ihm in die Augen zu sehen.
„Sag es mir“, wiederholt er.
Ich spüre, wie Tränen in mir hochsteigen. Ich will raus aus dieser Situation. Weglaufen vor der Wahrheit und dem Zwang, sie ihm ins Gesicht zu schleudern.
Da dreht er mich um, drückt meinen Kopf an seine nackte Brust und hält mich fest.
„Ich habe gesehen, wie du spielst. Ich weiß, dass du etwas kannst“, raunt er mir ins Ohr. „Du kannst mir glauben, dass ich ein Auge dafür habe. Deshalb weiß ich, dass dir die Rolle auf den Leib geschrieben wurde.“
„Und wenn ich es doch nicht kann?“, frage ich leise. „Wenn ich mich und dadurch auch dich blamiere?“
Er lacht. Es klingt liebevoll.
„Und wenn schon. Du wärst nicht die Erste und auch nicht die Letzte, der das passiert. Nimm ein paar Stunden Schauspielunterricht, wenn dir das mehr Sicherheit gibt. Geh zu einem Coach. Besuche ein Seminar bei einer guten Theaterschauspielerin. Du hast noch ein paar Wochen Zeit, bevor der Dreh beginnt. Wir sind ja erst bei der Auswahl der Schauspieler. Die Finanzierung steht auch noch nicht. Das wird alles noch eine Weile dauern.“
„Aber …“
„Ja?“
„Du kannst doch keine Blondine für diese Rolle nehmen. Nanette ist Französin!“
Wieder lacht er. Dieses Mal hört es sich spöttisch an. Ich will mich aus seinen Armen befreien. Aber er lässt es nicht zu, sondern hält mich ein Stück von sich weg.
„Wie du wohl mit dunklen Haaren aussehen würdest? Sicher genauso wunderschön wie mit blonden.“
Ich schenke ihm ein schiefes Lächeln.
„Weißt du … Ich werde damit leben müssen, dass du eine Frau küsst. Das kriege ich hin. Also solltest du es auch hinbekommen, mein Angebot anzunehmen. Wenn du willst, können wir uns tagsüber siezen. Was allerdings ein wenig seltsam wirken würde, da wir uns am Set alle duzen“, spottet er.
„Zuzusehen, wie ich eine Frau küsse, wird dir sicher nicht so viel ausmachen, als wenn es ein Mann wäre“, spöttele ich nun auch.
Er lacht.
„Stell dir vor, wir beide monatelang an spannenden Orten in Argentinien. Es wird dir dort gefallen. Die Granitberge im Nationalpark, das Meer, in das du fallen kannst, damit ich dich rette. Die tropischen Urwälder, die Gletscher und Seen, aus denen ich dich ebenfalls retten werde. Wir könnten noch ein paar Tage Urlaub dranhängen, nach Buenos Aires fliegen, Tangolokale besuchen, das Nachtleben genießen. Alles, was du willst.“
„Du arbeitest jetzt aber mit sämtlichen Tricks!“, werfe ich ihm spielerisch vor.
„Wir können auch heiraten. Dann bist du finanziell abgesichert und es wäre egal, ob du arbeitest oder nicht. Du könntest mich begleiten und dir eine schöne Zeit machen.“
„Nein!“, schießt es aus mir heraus.
„Du willst mich nicht heiraten?“, fragt er erstaunt. „Das ist aber schade.“
„Nein!“
Ich mache mich von ihm frei.
„Was jetzt?“, fragt er. „Willst du oder willst du nicht?“
„Dann will ich lieber die Rolle, als auf deine Kosten zu leben“, protestiere ich.
„Und heiraten willst du nicht?“
Ich sehe ihn prüfend an. Meint er das etwa ernst oder will er mich nur aufziehen?
Da beugt er ein Knie vor mir und nimmt meine Hand. „Willst du mich heiraten und die Rolle in meinem neuen Film annehmen, geliebtes Weib?“
In mir tobt ein Widerstreit der Gefühle. Kann ich wirklich so schnell nachgeben? Ist es tatsächlich richtig, wenn ich jetzt einfach Ja sage? Ja zur Rolle im Film. Ja zur Rolle in seinem Leben …
Ich sehe ihn fragend an.
Doch bevor er etwas sagen kann, sprudelte schon die Antwort aus meinem Mund. Ohne dass ich es kontrollieren kann.
„Ja!“, sage ich mit fester Stimme. „Ja, ich will. Ich will, ich will, ich will. Beides!“
Sofort ist er auf den Beinen, nimmt mich in seine Arme, zieht mich mit in den Wohnraum und dreht sich mit mir im Kreis.
„Es wird herrlich werden, mit dir verheiratet zu sein“, lacht er. „Immer wieder eine Herausforderung.“
Es hört sich so glücklich an. Und genauso fühle auch ich mich. Glücklich und froh.
Und meine Ängste?
Ach was!
Denen werde ich mich stellen, sobald sie auftauchen. Wäre ja nicht das erste Mal.
„Ja, es wird herrlich werden mit uns beiden. Ich liebe dich, Chris! Du bist das Beste, was mir je passiert ist.“
Wir küssen uns. Voller Liebe und Leidenschaft.
„Komm!“, raunt er mir ins Ohr. „Ich will dich zwicken, damit du weißt, dass du nicht träumst.“
Und das tut er dann auch …
Ende …
Liebe Leserin, lieber Leser,
nun ist Band 6 endgültig zu Ende. Aber es gibt ja einen 7. Band, damit sich ein neues Paar in der Bar del Sol finden kann. So viel kann ich schon mal verraten: Dieses Paar hat es in sich!
Natürlich werden auch Zara & Javier und ihre Leute wieder eine Rolle spielen.
Wenn du über das Erscheinungsdatum von Band 15 im Herbst 2025 informiert werden willst, melde dich bitte bei mir: Cleo_Lavalle@yahoo.de
Wenn du noch nicht alle meine Romane kennst, schau doch mal, was ich sonst noch so geschrieben habe. Ich schicke dir gerne etwas zum Reinschnuppern in XXL zu.
Liebe Grüße, danke, dass du „unser“ Buch gelesen hast und bis bald,
deine Cleo
Liste aller Bücher
Von Cleo Lavalle sind erschienen:
Winterküsse auf Mallorca (Band 1)
Sehnsucht nach Mallorca (Spin Off/Band 2)
Sonnenküsse auf Mallorca (Band 3)
Liebesküsse auf Mallorca (Band 4)
Sehnsuchtsküsse auf Mallorca (Band 5)
Meeresküsse auf Mallorca (Band 6)
Strandbarküsse auf Mallorca (Band 7)
Sternenküsse auf Mallorca (Band 8)
Frühlingsküsse auf Mallorca (Band 9)
Herzensküsse auf Mallorca (Band 10)
Schicksalsküsse auf Mallorca (Band 11)
Mondscheinküsse auf Mallorca (Band 12)
Champagnerküsse auf Mallorca (Band 13)
Bodyguardküsse auf Mallorca (Band 14)
Gänsehautküsse auf Mallorca (Band 15, erscheint im Herbst 2025)
Weitere Bände folgen!!!
Aller guten Männer sind 3
2 Männer sind auch keine Lösung
1 Mann macht noch keine Liebe (Mallorca-Roman)
Küss mich, wenn es Liebe ist (Mallorca-Roman)
5 Single Millionäre & ICH
4 Single Millionäre & ICH
3 Single Millionäre & ICH
2 Single Millionäre & ICH
Als der Prinz aus dem Märchen fiel
Engel im Spitzenhöschen
Das hält keine 3 Wochen
Als Cleo Lavalle und Ann Wilde veröffentlicht die Autorin freche Romane mit spritzigen Dialogen und sehr prickelnden Szenen:
Only for 3 Days
Only for 5 Days
Only for 3 Nights
Als Charlotte Love veröffentlicht die Autorin romantische Historicals:
Violet und der Duke: Verbotene Küsse
Ein Lord für Penelope: Heimliche Küsse
Zwei Lords für die Lady: Sehnsuchtsvolle Küsse
Ein Lord für eine Nacht: Geraubte Küsse
Der Duke und die widerspenstige Lady: Theater der Liebe
Der Lord und die Schwindlerin Theater der Liebe
Dark Lords of London: Teuflisches Spiel (Band 1)
Dark Lords of London: Skrupelloses Spiel (Band 2)
Dark Lords of London: Betörendes Spiel (Band 3)
Tag für Tag durchs ganze Jahr mit Charlotte Love: Kalender-/Geschenkbuch
Als Anabelle Wildbuch veröffentlicht die Autorin Liebesromane mit sehr prickelnden Szenen
Bad Boss Love
Bad Boss Secret
Bad Boss Dating
Bad Boss Games
Bad Xmas Games (Fortsetzung von Bad Boss Games)
Bad Boss Xmas
Dark Lovers of Chicago – Böses Spiel Dark Romance
Dark Lovers of Chicago – Tödliches Spiel Dark Romance
Dark Lovers of Chicago – Gefährliches Spiel Dark Romance
Wer sagt denn, dass es Sünde ist? (Band 1)
Wer sagt denn, dass es Liebe ist? (Band 2)
Wer sagt denn, dass es Schicksal ist? (Band 3)
Als Ann Wilde veröffentlicht die Autorin Liebesromane mit sehr prickelnden Szenen:
Dark Play
Dark Romance: Channing
Dark Romance: Rivalen
Neueste Kommentare